Freitag, 24. August 2012

Nachtgedanken

Mal wieder kann ich nicht schlafen. Ich bin seit kurz vor 3:30 Uhr wach. Wenigstens die Katzen freuen sich darüber. 

Ob es daran liegt, dass wir heute Abend lieben Besuch bekommen, den ich viele Jahre nicht gesehen habe oder daran, dass mir derzeit wahnsinnig viel durch den Kopf geht, weiß ich nicht. Obwohl mir eigentlich immer wahnsinnig viel durch den Kopf geht. Wenn man es positiv sieht, könnte man sagen, es arbeitet in mir. Und das ist gut. Andererseits komme ich halt selten wirklich zur Ruhe.

Ich bin es nicht gewöhnt, anzuecken. Ich bin jemand, der jedem Konflikt aus dem Weg geht und es nach Möglichkeit allen recht machen möchte. Jemand, der nicht auffällt. Jemand, der seine Gedanken für sich behält.

Wenn man sich dafür entscheidet, vegan zu leben, passiert genau das. Früher oder später eckt man an -mal stärker, mal schwächer.
Aber es lässt sich nicht vermeiden.
Und das ist ja auch eigentlich gut so, denn vielleicht bringt man den einen oder anderen durch seine Lebensweise dazu, über den eigenen Konsum nachzudenken. Dadurch, dass man zeigt: es fällt nicht schwer. Aber einige Mitmenschen reagieren genauso extrem, wie ihre Vorstellung von einer veganen Lebensweise aussieht. Damit muss ich umzugehen lernen. Vielleicht ist auch gerade das Teil "meiner" neuen Aufgabe im Leben. Meinen Standpunkt zu vertreten. "Die Sache der Tiere und der Umwelt" über meine Befindlichkeiten und Schüchternheit zu stellen. Mir zu sagen, ich habe das Recht darauf, meine eigene Meinung zu haben.

Warum reagieren die Menschen teils so geschockt und vorurteilsbeladen?
Nun, ich habe ja auch Fleisch gegessen. Also muss ich nur an diese Zeit zurückdenken. Ich fand Veganer auch "extrem". Gut, ich war immer ein Mensch, der gesagt hat, jeder muss für sich entscheiden, was für ihn das Beste ist. Aber ich konnte Veganer ehrlich gesagt nicht verstehen. Aber wie denn auch? Ich wusste fast nichts darüber. Ich wusste, dass Veganer sich rein pflanzlich ernähren und auf den Gebrauch von jeglichen tierischen Produkten verzichten. Warum -das habe ich nie genau hinterfragt. Ist halt so. Punkt. Merkwürdig, aber sollen sie doch machen. Dass alles einen Sinn ergibt, habe ich erst jetzt begriffen, als ich anfing, mich zu dem Thema zu informieren. Es steckt viel mehr dahinter!

Das ist nun mein Weg. Ein Weg, den natürlich nicht alle mit mir gehen wollen. Das erwarte ich auch nicht. Aber ich wünsche mir, dass ich so respektiert werde, wie ich bin -so wie ich auch meine fleischessenden Mitmenschen respektiere. Ich würde niemals jemanden bekehren wollen. Lediglich versuche ich mit meinen Facebook- und Blogeinträgen zum Nachdenken anzuregen. Wo kommt das her, was ich konsumiere? Wer dies nicht lesen möchte, lässt es einfach. Jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen (dürfen).   

Wie "outet" man sich sanft? 
Ich denke, das ist fast ausgeschlossen. Wenn möglich, sollte man es immer im persönlichen Gespräch tun. Wenn man sein Gegenüber damit konfrontiert, von nun an vegan zu leben, führt das oft zu einer Art Schock. Das Wort "VEGAN" knallt oft den Menschen ein Brett an den Kopf. Weil die meisten Menschen eben nicht wissen, was dahinter steckt. Aber die meisten Menschen denken, sie wüssten, was es bedeutet. Ich glaube, das ist ein typisches Menschending. Wir meinen immer, wir wüssten Bescheid.

Aber ich hatte letzte Woche auch ein sehr positives Erlebnis. Es geht auch anders! Ich wurde darauf angesprochen, ob ich nun unter die Veganer gegangen sei -klar, wer meine Facebook-Einträge liest und ein Fuchs ist, kommt darauf, dass das sein könnte ;-) Ich dachte erst: "Oh nein. Boden tu' dich auf und verschluck' mich -jetzt kommt eine Diskussion, ein Konflikt... Hilfe!" Aber Augen zu und durch. Ich erklärte meinen Standpunkt -und stieß auf Verständnis. Huch!! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war so erleichtert und sah, dass nicht alle Mitmenschen negativ reagieren.
Ihr glaubt gar nicht, wie glücklich ihr mich gemacht habt, DANKE! Die beiden wissen, dass sie gemeint sind, wenn sie das hier lesen ;-)

Meine Eltern wissen es noch nicht. Ich sehe sie aufgrund der Entfernung und der Fährverbindungen sehr selten. Das bedeutet, ich muss es ihnen am Telefon sagen. Jedes Mal denke ich: "Das nächste Mal sag' ich es ihnen. Ist doch nicht schlimm. Wird schon schiefgehen." Ich trage das Brett mit mir seit Anfang August herum. Langsam wird es schwer. Vielleicht kann ich es dazu benutzen, eine Brücke zu bauen nachdem ich es meinen Eltern vor den Kopf geknallt habe... ;-)

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